Druckprodukte zertifizieren

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Produkte aus Papier herzustellen ist bei uns an der Tagesordnung. Drucken ist in den letzten Jahrzehnten viel günstiger geworden und durch Digitalisierung und Dienstleister sinken die Hürden auch für Privatpersonen und kleine Unternehmen. Was einerseits den Vorteil mit sich bringt, grundsätzlich kleinere Auflagen drucken zu können und bei inhaltlichen Änderungen schnell reagieren zu können, bedeutet im großen Maßstab aber eine deutliche Zunahme an bedrucktem Papier. Dieser so genannte Rebound-Effekt ist mittlerweile gut erforscht und bezeichnet das Phänomen, dass bei zunehmender Effizienz der Verbrauch trotzdem steigt, weil mehr produziert wird. Zum Beispiel wird mit einem sparsameren Auto mehr gefahren, weil es ja pro Kilometer günstiger ist.

Um den negativen Einfluss auf die Umwelt trotzdem so gering wie möglich zu halten, Lieferketten nachvollziehen zu können und Schäden zu erfassen und auszugleichen, gibt es Zertifizierungsstellen und Organisationen, die verschiedene Stellen der Produktionskette ins Auge fassen.

FSC® und PEFC

Der FSC® (Forest Stewardship Council) hat eine umweltgerechte, sozial förderliche und wirtschaftliche Waldnutzung zum Ziel. Zertifiziertes Holz muss aus Wäldern stammen, die sich an 10 Prinzipien halten, die Rechte der lokalen Bevölkerung, Auswirkungen auf die Umwelt und eine nachhaltige Bewirtschaftung regeln.

Der PEFC wirbt damit, es auch Kleinwaldbesitzern einfacher zu machen, ihr Holz zertifizieren zu lassen und nach den Richtlinien der Konferenz „Umwelt und Entwicklung“ in Rio de Janeiro 1992 und deren Nachfolgekonferenzen zu handeln und nicht nach selbst festgelegten Prinzipien. Grundsätzlich sind die Ziele des PEFC denen des FSC sehr ähnlich und unterscheiden sich nur in Detailfragen. Der PEFC hat eine Schnittmengenanalyse veröffentlicht, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten.

CO2-Ausgleichszertifikate

Unternehmen wie ClimatePartner berechnen den Schadstoffausstoß von Produkten oder Unternehmen und bieten Möglichkeiten, diesen über Klimaschutzmaßnahmen auszugleichen. Grundsätzlich ist das keine schlechte Idee, allerdings wird der CO2-Ausstoß durch Ausgleich nicht vermieden und auch nicht wieder aus der Atmosphäre geholt. Bei entsprechend zertifizierten Druckereien ist dieses Vorgehen jedoch eine recht simple Möglichkeit, den verursachten Schaden einzugrenzen.

Cradle-to-Cradle

Cradle-to-Cradle bezeichnet gewissermaßen den Königsweg unter den Materialkreisläufen: Verbrauchtes Material kann im Prinzip unendlich rezykliert werden und wird so nie zu Müll. Indem nicht nur das technische Recycling miteinbezogen wird, bei dem die Qualität des Materials meist nicht ganz beibehalten werden kann, sondern Produkte am Ende des Gebrauchszyklus biologisch, das heißt zum Beispiel durch Kompostieren, aufbereitet werden, entsteht immer wieder ein Ausgangsmaterial bester Qualität, ohne Müll zu produzieren.

Papier kann heute mit ein Paar Einschränkungen schon recht gut wiederverwendet werden. Probleme bereiten noch die Druckfarben, die unter Einsatz von Chemikalien wieder aus dem Papier herausgelöst werden müssen (De-Inking) und die Papierfasern, die mit jedem Zyklus immer kürzer werden, wodurch sich ein eingeschränkter Nutzungsbereich ergibt, bevor eine weitere Verwendung irgendwann gar nicht mehr möglich ist. Der Zellstoff ist nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip aber kein Problem, da er ein natürliches Produkt ist und dem biologischen Kreislauf zugeführt werden kann. Auch wasserbasierte Druckfarben, die das De-Inking erleichtern oder im besten Fall gleich mit-kompostierbar sind, gibt es.

Leider ist Cradle-to-Cradle-zertifiziertes Drucken noch nicht weit verbreitet und recht teuer im Vergleich zum herkömmlichen Verfahren. Es gibt jedoch Initiativen, die das ändern wollen.

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